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mit Marit Bjørgen
Marit Bjørgen aus Trondheim in Norwegen ist die erfolgreichste Langläuferin und Winterolympionikin aller Zeiten. Mit 18 Weltmeistertiteln, 15 Olympischen Medaillen – davon 8 in Gold - und 114 Weltcupsiegen hat die Ausnahmeathletin jahrelang die Wintersportszene geprägt. Aber auch abseits der Loipe gehört die 43-jährige zweifache Mutter zu den ganz Großen und gibt ihre Passion für den Langlaufsport an die nächste Generation weiter.
Wann hast du mit dem Langlaufen angefangen?
Ich bin auf einem Bauernhof mit einem älteren Bruder und einer sechs Jahre jüngeren Schwester aufgewachsen. Wir waren alle gerne draußen in der Natur. Auch meine Mutter liebte das Langlaufen, und so hat sie uns schon im Alter von zwei oder drei Jahren mitgenommen.
Wie war der Beginn deiner Karriere?
Ich habe das Langlaufen geliebt und nicht daran gedacht, Olympiasiegerin oder Weltmeisterin zu werden. Ich wollte nur langlaufen und Spaß mit meinen Freunden haben. Erst als ich in die Nationalmannschaft aufstieg, wurde mir klar, dass es vielleicht möglich ist, eine gute Langläuferin zu werden.
Was war dein größter Erfolg?
Es ist schwer zu beantworten. Der Gewinn des ersten Distanz-Weltcups war sehr bedeutend, dann der erste Sprint-Sieg in Düsseldorf 2002. Später waren es die Olympischen Spiele in Vancouver und der Sieg über die 30 Kilometer in Pyeongchang am Ende meiner Karriere war ebenfalls etwas ganz Besonderes.
Wie wichtig war das Team um dich herum?
Natürlich war es harte Arbeit, auf dem hohen Niveau zu bleiben, aber zusammen mit den Freundinnen und dem Team um mich herum hatte ich eine wirklich gute Zeit. Ich kann sagen, dass diese Gruppe meine zweite Familie ist.
Wie bist du mit dem Druck während deiner Skikarriere umgegangen?
Am Anfang war es nicht so leicht. Ich musste lernen selbst zu entscheiden, ob es ein gutes oder ein schlechtes Rennen war und nicht die Medien darüber entscheiden zu lassen. Der größte Druck kommt sowieso von einem selbst.
Was hast du während deiner Karriere für dein “normales“ Leben gelernt?
Ich habe viele Dinge gelernt. Man muss hart arbeiten, um seine Ziele zu erreichen. Auch die Art und Weise, wie wir im Team zusammengearbeitet haben - man kann auch im Alltag immer voneinander lernen, weil wir alle unterschiedliche Stärken haben.
Vermisst du etwas vom Sport?
Die ganze harte Arbeit, die man leisten muss, um auf hohem Niveau zu sein, vermisse ich nicht, aber manchmal vermisse ich das Gefühl, einen Wettkampf zu bestreiten und zu gewinnen. Das findet man außerhalb des Sports nicht.
Was würdest du jungen Athlet:innen raten, die eine Profikarriere beginnen?
Sie sollten es für sich tun und nicht, weil sie es für ihre Eltern, den Trainer oder andere tun.
Hast du durch das Langlaufen etwas im Leben verpasst?
Ich glaube nicht, dass ich etwas verpasst habe. Es gab nicht so viele Ferien oder Partys oder so etwas. Aber ich glaube, ich habe das Leben genossen, das ich hatte, weil ich das tun konnte, was ich am meisten wollte: langlaufen und trainieren.
Was bedeutet Langlaufen heute für dich?
Als Aktive war nicht jede Trainingseinheit super. Aber jetzt gehe ich langlaufen, weil ich raus will und die Natur genießen. Wenn ich das Gefühl habe, dass es genug ist, höre ich auf. Und manchmal bleibe ich auch einfach zu Hause, wenn die Motivation nicht groß genug ist, um nach draußen zu gehen.
Wie funktioniert das Langlaufen mit deinen Kindern?
Ich bin gerne mit meinen Kindern zusammen beim Langlaufen. Es ist toll, ihnen zu zeigen, was ich selbst liebe.
Wie wichtig ist es für dich, dass deine Kinder Rennen bestreiten?
Für mich ist es wichtiger, dass sie gerne draußen sind und sich gerne auf Ski bewegen. Sie müssen ihren eigenen Weg gehen und das tun, worauf sie wirklich Lust haben. Wenn sie aber tatsächlich Rennen bestreiten wollen, werde ich da sein und sie unterstützen.